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Die Bürger von Kiew

In den Wochen, nachdem der russische Präsident Wladimir Putin die Invasion der Ukraine befohlen hatte, veränderte sich die Hauptstadt Kiew. Große Teile der Bevölkerung verließen die Stadt. Neue Verteidigungseinheiten fanden sich zusammen und bewaffneten sich. Spontane soziale Unterstützung wie Suppenküchen, Erste-Hilfe-Stationen, Luftschutzkeller, Evakuierungskolonnen organisierten sich. Währenddessen wurde die Stadt unablässig bombardiert. Die veränderten Straßenzüge wurden die unbehagliche Welt des Alexander Chekmenev, einem ukrainischen Dokumentar- und Porträtfotografen, der seit den 1990er Jahren des Landes post-sowjetisches Leben visuell aufgezeichnet hat. Wie viele seiner Mitbürger kümmerte sich der 52-jährige Chekmenev zuerst um die Sicherheit seiner Familie und, dass seine jugendliche Tochter die Slowakei sicher erreichte. Er selbst entschloss sich allerdings zum Bleiben. In einem Klima willkürlicher Angriffe, bei denen praktisch jeder zufällig verletzt werden konnte, suchte er im Auftrag des New York Times Magazine diejenigen, die geblieben waren, auf.

Mit seiner Mittelformatkamera von Pentax, die man eher für Werbe- oder Modefotografie benutzt als für die Kriegsberichterstattung, traf er einige Menschen nach Vereinbarung und ging auf andere zu, als sie an ihm vorbeiliefen, in ihren neuen Rollen arbeiteten oder sich in Schutzunterkünften zusammenkauerten.

Chekmenevs professionelle Überzeugung ist, dass einfache Menschen ihre persönliche Würde und künstlerische Aufmerksamkeit verdienen, unabhängig von der geopolitischen Lage. „Für mich steht die Humanität an erster Stelle“, sagt er, seine Einstellung entgegen der Konvention erklärend. „Das Land besteht aus Menschen und ich möchte jeden einzeln davon erhöhen und mit Respekt behandeln.“