Portfolio

Die Fotoreportagen aus dieser Zeit, wie z. B. „Die Mafia“, die „Rote Armee“, „Stalins lange Schatten“, „In Sibirien“, „Moloch Moskau“, „Szene Moskau“, „Religion in Russland“ und viele andere, gaben bis dahin nie gesehene Einblicke in die Tabuzonen dieses Landes .
Teilweise als Titelstories nachgedruckt in allen wichtigen Magazinen der Welt gelten sie lt. Cornell Capa, dem Gründer des  International Center of Photography in New York als „herausragende Beispiele des klassischen Fotojournalismus“ und sind mittlerweile ein einzigartiges fotografisches Zeitzeugnis des historischen Umbruchs in Russland. Als bisher einziger deutscher Fotograf erhielt er 1997 den INFINITY-Award für „Photojournalism“ des ICP.
 

Über mehrere Jahre hielt Burkard  Einführungsseminare zum Thema Fotojournalismus für die Studenten der „Henry Nannen“- Journalisten-Schule in Hamburg. Mit der „World Press-Photo“ Organisation arbeite er zusammen als „Master“ in deren „Master Class“- Seminaren für junge Fotografen und hielt als Gastredner Vorträge an diversen Hochschulen im In- und Ausland.
 2021 würdigte ihn die Deutsche Gesellschaft für Photographie mit dem Dr.-Erich-Salomon-Preis für die vorbildliche Anwendung der Fotografie in der Publizistik.

Russland

AN TAGEN WIE DIESEN:

Für sein Projekt AN TAGEN WIE DIESEN hat Hans-Jürgen Burkard  eine außergewöhnliche Deutschland-Reise unternommen: eine Reise, bei der ihm deutsche Liedertexte die Vorlage und der Assoziationsstoff für ein fotografisches Porträt deutscher Zustände und Befindlichkeiten waren. Die deutsche Popmusik, kritisch, ätzend, aber auch liebevoll und selbstbewusst: Was verrät sie über das Land, was zeigt sich in ihr? Hans-Jürgen Burkard hat Liedtexte wie Mädchen von Kreuzberg von Prinz Pi, Rotlichtmilieu von Haftbefehl, Eppendorf von Samy Deluxe , Hinterland von Casper und über 100 andere Songs in große Bilder übersetzt: frei, schräg, verstörend, fröhlich, rätselhaft- und in jedem Fall großartig.  35 Jahre lang zunächst für GEO, dann ab 1989 für den Stern überwiegend im Ausland, vor allem in den Ländern der früheren Sowjetunion tätig, war es eine Heimkehr für Burkard.  Mit einem dicken Stapel ausgedruckter Songtexte auf dem Beifahrersitz „erfuhr“ er im Sinne des Wortes auf Tausenden von Kilometern die Republik. Suchte dabei, inspiriert von der Musik, nach Stimmungen und Situationen, die zu ihr passten. Fand sie zwischen gestrandeten Walen an Dithmarschens Nordseeküste und dem urbayrischen Gäubodenfest in Straubing, umflogen von Alpendohlen am Zugspitzgipfel und zwischen den Hinterlassenschaften der „Rock am Ring“-Besucher. Momente, die eine Stimmung wiedergeben, eine Situation dokumentieren, ein Gefühl einfangen: Widersprüche und Extreme, Aufschreien oder Verstummen, ein zärtlicher Blick auf eine fremd und zugleich vertraut empfundene Welt. 
So, wie Liedermacher und Texter ihre Erzählungen aufbauen, so selektiert und fotografiert Hans-Jürgen Burkard gezielt seine Motive und baut sie mit den Songtexten zusammen. ,,Ordnend ins Geschehen eingreifen“ nennt er das. Sich die Welt erklären, oder es zumindest versuchen: fragmentarisch, wie sie sich zeigt, keine zusammenhängende, logisch sich fortschreibende Geschichte, ein Mosaik aus Blicken, Sekunden, Ewigkeiten.  Nach langen Jahren als Fotograf in Russland kehrt er zurück, fährt mit dem Auto durch Deutschland. Fahr’n, fahr’n, fahr’n auf der Autobahn. Er hört Radio, sammelt Hooklines wie andere Post-karten, hört Bilder und sieht Songtitel. Das Rastlose des Herumfahrens, die sinnfreie Abfolge von gesungenen Kurzgeschichten, die aus dem Lautsprecher tönt, all diese Zufälligkeiten ergeben durch Burkards Kombinationen plötzlich Sinn. Sie bilden nichts ab, sie schaffen etwas Neues: Ein Dazwischen, was in der Zwiesprache von Text und Bild entsteht. Als Reporter sucht er nach Wahrheit, als Fotograf weiß er, dass es sie nicht gibt.