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Das obskure Objekt

Warum sind manche Frauen verschleiert und andere nicht? … Eine einfache Frage, die mich als Teenager in der 1970er Jahren in Kairo beschäftigt hat und mich bis heute umtreibt.

Im Laufe der Zeit bekam ich mehr oder minder überzeugende Antworten. Manche rangierten unter religiösen Geboten, andere hatten mit Moral zu tun, wieder andere mit Brauchtum, wenn nicht alle drei miteinander verwoben wurden. Mit dem Wiedererwachen von fundamentalistischen Tendenzen in jüngster Zeit haben sich die Theorien zugespitzt. Eine Theorie ist: Eine Frau ist eine Versuchung, vor der Männer beschützt werden müssen. Sowie: Du kannst Deinen eigenen Schatz nicht fremden Augen offenbaren. Aussagen, die von Männern getroffen werden, aber auch von Frauen verteidigt werden.

Diese Antworten generierten andere Fragen: Warum sollten Frauen verschleiert und vor dem Verlangen von Männern versteckt werden müssen? Wie verhält es sich mit weiblichem Verlangen? Könnte dies ein Bekenntnis sein, dass Frauen ihre Triebe besser im Griff haben, während Männer Bestien sind, die ihrer Natur nicht entkommen können? Oder: Eliminiert die Ehe die Versuchung zwischen Mann und Frau? Was ist mit Herrschaftsbeziehungen und Besitz?
Als ironische Antwort auf all dies verschleiere ich Männer, die eine unwiderstehliche Versuchung für Frauen bedeuten würden und bewahre sie damit davor, sündig zu werden. Dafür habe ich eine Fotoserie von attraktiven aber verschleierten jungen Männern konzipiert, die ich nach dem Beispiel von Frauenmodemagazinen posieren lasse.